Video: Autonomes Fahren mit Drive Pilot ausprobiert
Autonom fahren und dabei Videos gucken - mit Drive Pilot ist das legal möglich.
Im Dezember 2021 hat Mercedes vom Kraftfahrt-Bundesamt die Zulassung für die Funktion Drive Pilot erhalten. Damit ist es legal möglich, ein Serienfahrzeug von Mercedes-Benz hochautomatisiert fahren zu lassen und währenddessen etwas anderes zu tun.
Rein rechtlich darf der automatische Spurhalteassistent auf autobahnähnlichen Straßen ohne Fußgänger und Fahrradfahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h aktiv sein. Mercedes beschränkt dies vorerst aber auf reine Autobahnstrecken in Deutschland, was mehr als 13.000 Kilometern entspricht. Diese Strecken sind auf Karten auf Servern bei Mercedes hinterlegt.
Auf unserer Testfahrt auf der Berliner Stadtautobahn hat sich jedoch gezeigt, dass der Drive Pilot oft nur sehr eingeschränkt nutzbar ist. Die Einschaltbedingungen sind mannigfaltig: In Tunneln, Baustellen und bei Nacht funktioniert das System nicht, auch bei Starkregen und Frost ist es deaktiviert.
Dabei interpretiert das System die Vorgaben sehr eng. So reicht es aus, wenn irgendwo auf der Strecke eine Leitbake detektiert wird. Dann gilt der Streckenabschnitt als Baustelle.
Der Drive Pilot setzt nicht nur auf Kameras und Radare, sondern auch auf Lidar. Der rückwärtige Verkehr wird unter anderem mit einer Kamera am oberen Rand der Heckscheibe überwacht. Diese soll in Verbindung mit einem Innenraummikrofon beispielsweise herannahende Einsatzwagen mit Blaulicht und Martinshorn erkennen. In solchen Situationen wird der Fahrer aufgefordert, wieder das Steuer zu übernehmen.
Damit das Stauvergnügen nicht ausartet, muss das System den Fahrer überwachen. Um die Übernahmefähigkeit sicherzustellen, beobachten die zwei Infrarotkameras des Fahrer-Displays und eine 3D-Laserkamera in der Dachbedienungseinheit die Bewegung von Kopf und Augenlidern.
Sollte es dennoch zum Unfall kommen, hängt die Haftungsfrage vom Einzelfall ab. Grundsätzlich können sowohl Halter als auch Fahrer und Hersteller zur Verantwortung gezogen werden. Anhand der in der Blackbox gespeicherten Daten lässt sich klären, ob zum Zeitpunkt des Unfalls der Drive Pilot aktiviert war. Die Fahrzeuge zeichnen jedoch nicht wie eine Dashcam die Daten der Sensoren auf, um diese nach einem Unfall auswerten zu können.
Der Drive Pilot lässt sich ab dem 17. Mai 2022 bestellen und kostet 5.950 Euro. Beim vollelektrischen EQS muss zusätzlich das Fahrassistenz-Paket Plus für 2.892 Euro installiert sein.