Video: King's Field (1994) - Golem retro

Unsere Episode Golem retro_ zum Original-King's-Field von 1994, das in Japan erschienen ist und den Grundstein für From Software legte, die später mit Dark Souls und Bloodborne international erfolgreich werden sollte.

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King's Field (1994) - Golem retro

Prolog

In den Playstation'schen Urzeiten wurde der wahre Spielertod geboren. Nur wenige Tage nach dem Start der Playstation 1994 in Japan erschien mit King's Field das erste Spiel von From Software. Das Studio, das bis zu diesem Zeitpunkt nur Office-Programme am PC entwickelt hatte, schickte den Spieler in ein fünfstöckiges Gewölbe unter die Erde des mysteriösen Königreichs Verdite.

Aus heutiger Sicht können Spieler in diesem klassischen Dungeon Crawler deutlich mehr entdecken als zum Zeitpunkt seines ursprünglichen Erscheinens - nämlich die ersten Philosophien, Designs und spielerischen Merkmale, die From Software erst Jahrzehnte später in Dark Souls oder Demon Souls perfektionieren sollte.

Aus heutiger Sicht

Fangen wir direkt mit der offensichtlichsten Gemeinsamkeit zwischen King's Field und Dark Souls an: dem Tod als zentralem Bestandteil. From Software nahm Spieler nicht behutsam an die Hand. Der Held konnte in den Gewölben innerhalb von wenigen Sekunden das Zeitliche segnen. Wie abgestellt und nicht abgeholt musste er selbst herausfinden, wie die Welt von King's Field funktioniert.

Einen großen Stolperstein stellte dabei die Steuerung dar. In Ermangelung von Analogsticks wurde der Recke mit dem Digitalkreuz durch die Katakomben gesteuert, mit den Schultertasten konnte zudem seitlich ausgewichen werden, was in Kämpfen überlebensnotwendig war. Die Kämpfe basierten nämlich auf einem Echtzeitsystem, bei dem es auf den Winkel zum Gegner genauso stark ankam wie auf das Timing beim Schlag. Der Spieler musste sich zum einen in seine Hiebe legen und im richtigen Moment nah genug am Feind sein, um ihn auch tatsächlich zu verwunden und zum anderen dabei - genau wie bei den Souls-Spielen - auf seine Ausdauer achten.

Schon damals konnte man dabei vergiftet, versteinert oder mit anderen Flüchen belegt werden. Die eigenen Waffen mussten weise gewählt werden, denn sie waren je nach Gegner mehr oder weniger effektiv. Womit wir bei der zweiten auffälligen Gemeinsamkeit zwischen den Souls-Spielen und King's Field wären: Auch damals musste der Spieler alle Gänge, Gegner, ihre Animationen, Stärken und Schwächen auswendig lernen und meistern, um im Kampf erfolgreich zu sein. Und genau wie bei Dark Souls heute war es erstaunlich, wie selbstsicher und elegant man sich auch in King's Field nach ein paar Stunden durch die Massen von Gegnern schnetzelte. Trotz der trägen und simplen Steuerung kam echter Flow auf.

Beim Design finden wir ebenfalls zahlreiche Parallelen. Da wäre natürlich primär das Szenario, das nahezu identisch mit seinen Rittern, Drachen, Schwertern und der Magie ausfällt. Der Einsatz von NPC-Charakteren war bei King's Field bereits ebenso mystisch, wie die Nutzung der Umgebung. From Software nutzte von der ersten Minute als Spielestudio das Environmental Storytelling, also das Erzählen der Handlung durch die Spielwelt. Dadurch baute der Dungeon Crawler mit seiner eigentlich kargen und simplen Spielwelt von Verdite trotzdem eine gute Atmosphäre auf - wenn auch nicht ansatzweise so dicht wie die späteren Königreiche von Boletaria oder Lordran.

So etwas wie ein From-Software-Stempel wurden übrigens folgende zwei Dinge: Erstens, der Lederschild wurde in fast allen King's Field-Teilen hinter einer verborgenen Tür von Skeletten bewacht. Das sollte sich sogar bis hin zu Demon's Souls weiter tragen.

Und zweitens müssen selbstverständlich die Mondlicht-Waffen erwähnt werden. Heute kennen Spieler das Moonlight-Greatsword aus Dark Souls oder das Holy Moonlight Sword aus Bloodborne - in King's Field fand diese Tradition ihren Anfang. Zentraler Bestandteil der Handlung war nämlich, das Moonlight Sword zuerst vom Grab des eigenen Vaters zu bergen und später die innere Magie wieder herzustellen.

Und wo wir bei Magie wären - ganz ohne Magie ließ sich King's Field nicht beenden. Im Verlauf des Rollenspiels stieg der eigene Charakter je nach Talentnutzung, ähnlich wie in den Elder-Scrolls-Spielen in Stufen auf. Und der finale Boss konnte nur durch die dem Moonlight Sword innewohnende Magie oder andere Zaubersprüche besiegt werden.

Entwicklung und Nachfolger

King's Field war das erste Rollenspiel für Sonys Playstation, was die Augen heute etwas weniger abfällig auf diesen sehr frühen 3D-Titel blicken lässt. Das Spiel war weniger als 50 MByte groß und komplett in der Grafikengine gehalten, ohne die für spätere Playstation-Spiele bekannten Videosequenzen oder Sprachausgabe. Dafür lief es aber auch ohne nervige Ladepausen.

Der Titel entstand unter der Leitung des damaligen Studiopräsidenten Naotoshi Jin, der auch alle kommenden Projekte leitete, bis Hidetaka Miyazaki mit seinen erfolgreichen Souls-Spielen das Zepter bei From Software 2009 übernahm.

King's Field wurde dabei von Serienteil zu Serienteil immer schicker und komplexer. Mit Spielen wie Shadow Tower oder Eternal Ring änderte sich zwar das Szenario, aber im Kern feilte Jin immer weiter an der eigenen Dungeon-Crawler-Formel. Shadow Tower und King's Field 4 - The Ancient City zählen bis heute zu den besten Genrevertretern.

King's Field heute spielen

Lange Zeit war es für westliche Spieler überhaupt nicht möglich, das erste King's Field zu spielen, da der Titel exklusiv in Japan und auf Japanisch veröffentlicht wurde. Erst seit einer englischen Fan-Übersetzung sind stimmungsvolle Ausflüge wie unserer in From Softwares Erstlingswerk möglich.

Wer es uns nachtun möchte, sei allerdings gewarnt. Das Spiel hat für heutige Verhältnisse eine wortwörtlich unterirdische Bildrate, eintönige Level, viel Grinding und statt eines stimmungsvollen Soundtracks gibt es nur eintöniges Gedudel. Wir halten King's Field 1 daher vor allem für eine reizvolle Antiquität - für Spieler, die bereits alles von Demon's Souls über Dark Souls bis hin zu Bloodborne durchgespielt haben. Für Fans der Serie ist es faszinierend zu sehen, womit sich ein Großteil der Entwickler in den Neunzigern beschäftigt hat. Und ihre Handschrift ist unverkennbar. Wir haben uns beim Durchspielen von King's Field ähnlich zufrieden gefühlt wie nach dem Entzünden der Flamme in Dark Souls. Es grenzt zwar mitunter ein wenig an Spiele-Sado-Maso, belohnt aber die, die sich der Herausforderung bis zum Ende hin stellen und Golem über Golem niederstrecken.

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