Video: Syndicate (1993) - Golem retro

Unsere "Golem retro_"-Episode über Syndicate 1993.

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Syndicate (1993) - Golem retro

Prolog

Einmal die gesamte Erde verwalten. Diese Utopie durften Spieler 1993 tatsächlich ausleben in Syndicate, dem Echtzeit-Strategiespiel mit hohem Actionanteil aus dem Hause Bullfrog.

Aus heutiger Sicht

Es begann alles in Westeuropa, genauer gesagt in Neu-Hessen. Dort sahen Spieler, wie in der düsteren Zukunft von Syndicate ein neuer Agent rekrutiert wurde. Erst angefahren, gekidnappt und schließlich mit Augmentierungen ausgestattet und einem CHIP im Nacken hörig gemacht. Fertig war der Cyber-Agent.

Der Spieler übernahm in Syndicate die Kontrolle über bis zu vier von diesen Cyber-Agenten und steuerte sie mit der Maus.

Spieler mussten in über 50 Missionen Gegner ausschalten, Wissenschaftler eskortieren oder Gegenstände stehlen. Wie sie ans Ziel gelangten, variierte dabei sehr stark. Syndicate bot große spielerische Freiheit.

Möglich machten dies die vielen Waffen und Gadgets. Spieler statteten die Agenten mit Pistolen und Maschinengewehren und später auch mit Lasern und Raketenwerfern aus. Die Extraportion Taktik brachten aber die Gadgets: Spieler unterzogen Zivilisten und gegnerische Agenten einer Gehirnwäsche, fälschten Dokumente oder machten das Team mit dem Energieschild kurzzeitig unverwundbar.

Innovativ war das IPA-System. Über drei Leisten konnten Spieler hier die Geschwindigkeit, Präzision und Intelligenz der Agenten bestimmen. So ließen sich zum Beispiel autonom agierende Wachen oder Sniper aufstellen, während der Spieler mit einem einzelnen Agenten separat in ein Gebäude eindrang.

Nach den Missionen ging es im Menü primär um die Finanzierung der Operationen. Spieler konnten in eroberten Regionen Steuern erheben, Forschung für neue Gadgets vorantreiben oder die Agenten für den nächsten Einsatz ausstaffieren.

Doch Syndicate wurde nicht nur durch die spielerische Freiheit bekannt. Auch der hohe Gewaltgrad brachte das Spiel ins Gespräch.

Mit einem fortschrittlichen Anzug konnte der Spieler zum Beispiel Selbstmordanschläge verüben. Gepaart mit der - für die Zeit - detaillierten Darstellung von Gewalt, sorgte Syndicate für zahlreiche kontroverse Diskussionen in den Medien.

Entwicklung und Technik

Syndicate war das sechste Projekt für Bullfrog Entertainment. Durch Populous und Powermonger hatte sich das Studio um Peter Molyneux bereits einen Namen im Strategie-Genre gemacht.

Für Syndicate nahmen sich die Entwickler vor, durch höher aufgelöste Details für mehr Realismus zu sorgen. Die Missionen liefen daher in der für damalige Verhältnisse hohen Auflösung von 640x480 Pixeln. Dadurch konnte die Grafik nur in 16 statt der sonst üblichen 256 Farben dargestellt werden. Durch die Verwendung von Dithering wurden die spärlichen Farboptionen allerdings gelungen kaschiert.

Technisch war das zweidimensionale Spiel, das durch die isometrische Perspektive einen eingeschränkten dreidimensionalen Effekt bot, nicht wegweisend. Trotzdem zeigten sich Spieler von der Liebe zum Detail beeindruckt: beispielsweise bei den aufwändig gerenderten Videosequenzen oder animierten Werbeanzeigen in den Missionen.

Portierungen und Nachfolger

Ebenfalls 1993 erschien eine Version von Syndicate für den Amiga. Technisch eingeschränkt enttäuschte hier aber die Grafik und Spieler wurden durch lange Ladezeiten genervt.

Grafisch und inhaltlich verharmloste Portierungen erschienen für Segas und Nintendos Heimkonsolen. Polizisten wurden hier durch Roboter ersetzt und die Gewaltdarstellung deutlich reduziert.

Abseits von der Erweiterung American Revolt und dem direkten Nachfolger Syndicate Wars wurden bis heute keine offiziellen neuen Teile entwickelt.

Electronic Arts nutzte die Lizenz allerdings für einen Franchise-Reboot. Heraus kam 2012 ein kurzweiliger Ego-Shooter, der zwar die Atmosphäre der Vorlage in Teilen gelungen einfing, aber schlicht aufgrund der Genre-Wahl auf wenig Gegenliebe der Fans stieß.

Syndicate heute spielen

Der Zahn der Zeit hat an Syndicate genagt. Heute gefallen uns am Programm von 1993 hauptsächlich noch die stimmungsvoll geschriebenen Texte und allgemein das atmosphärische Cyberpunk -Szenario.

In den Missionen nervt vor allem die eingeschränkte Sicht durch die isometrische Perspektive. Die fummelige Steuerung und das unkomfortable Wechseln der Waffen sorgen ebenfalls für Frust. Am schlimmsten finden wir allerdings die fehlende Intelligenz bei der Wegfindung.

Syndicate kann auch heute noch faszinieren. Aber wer lang anhaltenden Spielspaß sucht, dem empfehlen wir eher einen Blick auf die Klassiker Commandos und Desperados oder das gerade erst erschienene Shadow Tactics aus Deutschland.

Bereits 2015 erschien zudem mit Satellite Reign ein gedanklicher Nachfolger von Syndicate, der zum Teil vom ursprünglichen Team entwickelt wurde. Und mit Tokyo 42 steht für die Zukunft bereits ein weiteres spannendes Projekt in den Startlöchern. Das scheint auch den hohen Actionanteil vom Original gebührend einzufangen.

worschtebrot 13. Dez 2016

Vielen Dank für diesen Retro-Bericht. Ich habe Syndicate damals geliebt! Toll ist der...


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