Video: Golem.de bastelt, spielt und entdeckt Nintendo Labo
Nintendo Labo soll mehr sein als eine neue Videospielmarke. Auf dem Anspiel-Event in Hamburg haben wir gebastelt, gespielt und die Funktionsweise von Karton-Klavier bis Robo-Rucksack erkundet.
Sprechtext
Wir setzen uns erst einmal an einen Tisch mit allerlei kindgerechtem Bastelmaterial, einer Nintendo Switch und einem Stück Karton.
Das gestanzte Stück Pappe ist eines von vielen aus dem Toy-Con Multi-Set. Aus ihm lässt sich das einfachste der fünf Spielzeuge basteln. Ein dreiarmiges Gebilde wird aus dem Bogen gedrückt, hier und dort geknickt, gefaltet und gesteckt, bis kurz darauf das RC-Auto vor uns liegt, das wir ganz nach Belieben individualisieren.
In die Seiten des Vehikels werden die beiden Joy-Con-Controller eingeschoben, die Switch bekommt noch eine Pappantenne aufgesteckt und ab geht die Fahrt. Via Touchscreen werden die Vibrationsmotoren der beiden Controller angesteuert, ihr Rütteln schiebt das Gebilde je nach eingestellter Hertz-Zahl variabel vorwärts.
Auf dem Touchscreen der Konsole lässt sich auch ein krude aufgelöstes Bild entdecken. Das ist die Live-Übertragung von der Infrarot- oder Wärmekamera, die sich im rechten Joy-Con befindet. Die hat in einem Jahr Switch keine Menschenseele interessiert, nun erweist sie sich als Herz des cleveren Labo-Konzepts. Das Auto-Modell nutzt die Kamera beispielsweise im Automatikmodus: Wird dieser eingeschaltet, folgt es selbstständig einer Lichtquelle und lässt sich durch Auslegen von Reflektorstreifen über vorgegebene Bahnen führen.
Zweifellos der komplizierteste Bausatz ist das Klavier: Aus acht Bögen wird das Papp-Piano zusammengefaltet und gesteckt, wobei allein die Fertigung der dreizehn Tasten einiges an Fingerspitzengefühl und Sorgfalt erfordert.
Über der Klaviatur wird die Switch eingelegt, die das Geklimper in eine fröhliche Comic-Optik umsetzt. Ein Hebel an der Seite sorgt für einen Wah-Wah-Effekt und Pappstifte lassen sich in ein Loch links oben stecken, um Katzen oder Geister jaulen zu lassen.
Der rechte Joy-Con steckt in der Rückseite des Klaviers, die Kamera ist Richtung Tasten gerichtet, die bei Betätigung einen Reflektorstreifen anheben. Auch alle anderen Funktionen werden über solche reflektierenden Aufkleber und ihre unterschiedlichen Muster ausgelöst. Über Bluetooth gelangt das Infrarotbild zur Switch, die es in Musik übersetzt.
Die Angelrute weckt Erinnerungen an kultige Konsolen-Angelspiele wie Sega Bass Fishing. Das Pappmodell setzt sich aus Teleskoprute, Kurbel und schrägem Podest zusammen, in das die Switch eingelegt wird. Hinter der Konsole verschwindet die rote Angelschnur in einem Kästchen.
Das Angeln nutzt die Bewegungssensoren der Switch-Controller. Sie ermöglichen dem Spieler, die Leine abzulassen und einzuholen, die Beute mit einem heftigen Ruck anzuhaken oder aus dem Wasser zu holen und dem Zappeln des Fisches entgegenzuwirken.
Fast noch simpler erscheint das Motorradspiel, für das ein Lenker gebastelt wird. Steuern, Gas geben, bremsen, hupen und sich mit Körpereinsatz in die Kurven legen - all das funktioniert problemlos, ist aber wenig innovativ.
Interessanter scheint das letzte Modell des Multi-Sets, das Haus, das sich allerdings an das junge Publikum richtet. Eine Kurbel, ein Druckschalter und ein Hebel müssen gebastelt und mit Reflektoren versehen werden. Der Spieler steckt sie in Löcher links, rechts und an der Unterseite des Hauses, um überraschende Aktionen auf dem Switch-Bildschirm auszulösen.
Dann werden wir selbst zum Roboter. In unserer neuen Rolle stapfen wir auf der Stelle tretend durch die Straßen und schwingen mit ausladenden Bewegungen die Arme, um Gegner und Gebäude zu zerdeppern. In der Hocke verwandelt sich der Roboter in Transformers-Manier in ein futuristisches, bewaffnetes Fahrzeug.
Auch beim Robo-Set spielt die Infrarotkamera eine entscheidende Rolle: Der zugehörige Joy-Con sitzt in der Mitte der hinteren Wand und scannt das Innere des Tonnisters. Das besteht aus reichlich leerem Raum und vier Schächten, in denen reflektorbeklebte Gewichte hängen. Sie werden über Seile hochgezogen und abgelassen, die wiederum zu je zwei Handstücken und Fußschlaufen führen.
Joy-Con Nr. 2 steckt seitlich im zweiten Bausatz des Robo-Sets: ein Visier aus Pappe, das mittels Stirnband am Kopf befestigt wird. Klappen wir uns das Visier vors Gesicht, wird in eine ebenfalls umrahmte Ego-Perspektive umgeschaltet.
Die Übertragung der Bewegungen auf die Bildschirm-Action gelingt erstaunlich gut und sorgt für viel Spaß und Schweiß. Mit der direkten Umsetzung der Vive Virtual-Reality-Tracker können sie aber nicht mithalten.
Am meisten fasziniert bei Nintendo Labo nicht, was auf den Bildschirmen abgeht, sondern der große Einfallsreichtum, mit dem die Nintendo-Kreativen bestehende Technik für überraschende Spielkonzepte nutzen. Das zeigt viel Potential für die Hardware, die Ende April 2018 auf den Markt kommen soll.
gerade erst wieder im Urlaub gesehen, Labo gibt es in jedem Softbank oder Bic Camera...