Video: Windows 10 und Cortana im Test
Wir haben uns Cortana und die neuen Funktionen von Windows 10 angeschaut.
Mit Windows 10 versucht Microsoft die Anwender zu alternativen Anmeldesystemen zu drängen. Statt sich mit dem Microsoft-Zugang anzumelden sollen die mit Windows 8 eingerführten Passwortoptionen verwendet werden. Diese gelten stets nur für ein Gerät. Wird etwa die PIN verloren, hat ein potenzieller Angreifer weniger Möglichkeiten, die anderen Geräte zu übernehmen.
Wer will, kann aber auch mit Windows 10 auf einen Microsoft-Zugang verzichten und ein lokales Nutzerkonto einrichten. Er verzichtet dann allerdings auf Cortana. Das ist aber kein besonders großer Verlust, denn bisher fungiert Cortana im Deutschen hauptsächlich als Bing-Suche. Das Fragen nach dem Wetter funktioniert zwar, doch schon die Suche nach einem Pizzaladen ist letztendlich nur eine Suche.
Dabei arbeitet Cortana bei der Spracherkennung besser als etwa Apples Siri und versteht auch andere Sprachen. Die Suche nach Alanis Morissette funktioniert bei englischer Aussprache nicht, der Nutzer muss weiterhin eine deutsche Aussprache wählen. Cortana hingegen versteht ohne Probleme den nicht einfachen Namen der US-Künstlerin.
Mit Cortana lassen sich auch Anwendungen starten. Zuweilen werden die Programme irritierenderweise jedoch hinter vorhandenen Fenstern aufgerufen Das Starten von Aufgaben misslingt komplett oder sorgt für eine weitere Suchanfrage.
Wer etwas einstellen will, macht dies also am besten mit Maus und Tastatur. Doch bei der Einbindung drahtloser Geräte muss der Anwender auf inkonsistente Bedienungsführung achten. Bluetooth-Classic-Hardware lässt sich etwa praktisch im Info-Center anmelden. Bluetooth-Smart-Hardware erscheint hingegen nur in den Bluetooth-Einstellungen. Von außen lässt sich jedoch selten erkennen, ob ein Gerät Bluetooth Smart oder Bluetooth Classic unterstützt. Zusätzliche Inkonsistenzen entstehen durch die unterschiedlichen Einstellungsversionen. Die touchfreundlichen Einstellungen lösen nur in Teilen die klassische Systemsteuerung ab. Hier und da muss der Anwender doch in die Systemsteuerung wechseln, die mit dem Finger schlecht bedienbar ist.
Abseits solcher Altlasten - selbst das Windows Mobility Center ist noch da - ist der Umstieg auf die neue Oberfläche gelungen. Das Info-Center ist praktisch in der Bedienung und bietet die meisten Optionen leicht zugänglich an. Ein deutlicher Fortschritt zu Windows 8. Zudem löst ein neues Startmenü den Startbildschirm von Windows 8 ab. Microsoft vereinte ein klassisches Startmenü mit den Fähigkeiten der Modern-UI-Apps. Als Live-Kacheln sind bereits im Startmenü aktuelle Informationen einsehbar. Der Nutzer weiß also schon vor dem Klick, ob sich das Öffnen der App lohnt.
Klassische Programme lassen sich aber nicht wie gewohnt sortieren. Sie werden alphabetisch aufgelistet und können nur im Kachelbereich angeheftet und dort sortiert werden. Für eine komfortable Bedienung empfiehlt es sich, die Windows-Taste zu drücken und den Namen der Anwendung einzutippen.
Alternativ bietet sich für die häufige Nutzung per Maus ein Festmachen auf der Taskleiste an. Löschen lassen sich Verknüpfungen in der Auflistung nicht direkt. Stattdessen muss das Startmenü tief im System gesucht werden. Apps lassen sich dort gar nicht entfernen. Nutzer mit Standardrechten können das mitunter nicht, da Programmverknüpfungen auch im Bereich für alle Nutzer abgelegt werden.
Windows 10 bietet auch bei der Verwaltung der Fenster und des Desktops einige Komfortfunktionen. Im normalen Alltag eines Desktop- oder Notebook-Nutzers ist die Modern UI von Windows 8 nur noch eine Randerscheinung. Eine neue Übersicht macht das Arbeiten mit dem Desktop angenehmer. Schnell sieht der Anwender, welche Fenster offen sind. Das gilt auch für Apps, die sich auf dem Desktop wie klassische Anwendungen positionieren lassen. Über virtuelle Desktops lassen sich erstmals ohne Zusatzwerkzeuge mehrere Arbeitsflächen definieren.
Fazit
Windows 10 räumt mit der Fehlentwicklung, die Microsoft mit Windows 8 einläutete, auf. Modern UI verschwindet für Desktop-Nutzer weitgehend und selbst die dafür erschaffenen Apps werden zu Desktop-Anwendungen. Der Vollbildmodus ist nicht mehr wichtig. Damit nimmt Microsoft eine der größten Hürden beim Umstieg auf ein neues Betriebssystem. Denn die technisch zahlreichen Änderungen von Windows 8 allein überzeugten viele Anwender nicht, die auf Maus- und Tastaturbedienung angewiesen sind.
Doch Windows bleibt auch mit der Version 10 eine Baustelle. Noch immer bietet Windows eine Mischung von Werkzeugen aus der Windows-2000- und XP-Ära kombiniert mit nagelneuen Icons und Bedientechniken eines modernen Betriebssystems. An einigen Stellen, wie der Systemsteuerung, stört die Mischung selbst im Alltag. An modernes Zubehör, das etwa Bluetooth Smart unterstützt, hat Microsoft nicht gedacht, als es das neue Info-Center entwickelte. Trotzdem: Gerade für Windows-8-Nutzer lohnt sich der befristet kostenlose Umstieg.