Video: Kia EV9 Probe gefahren
Wir sind mit dem neuen Kia EV9 an der Cote d'Azur entlang gefahren.
Es ist eines der ungewöhnlichsten Elektroautos, das in diesem Jahr auf den Markt kommt: Der Kia EV9 sieht so aus, wie ein Dreijähriger im Kindergarten wohl ein Auto malen würde. Und dazu ist in dem großen SUV so viel Platz, dass eine halbe Kita-Gruppe locker damit transportiert werden könnte.
Mit dem EV9 betritt Kia gleich in mehrfacher Hinsicht Neuland. Mit einer Länge von 5,01 m ist der EV9 das bisher größte Kia-Modell in Europa. Mit knapp zwei Metern ist das SUV so breit wie der ID.Buzz von VW, der allerdings 30 cm kürzer ist. Der Akku verfügt über eine nutzbare Kapazität von knapp 100 Kilowattstunden, was deutlich mehr als bei der Limousine EV6 ist. Zudem gibt es den EV9 nur als Sechs- oder Siebensitzer.
Im Innenraum wirken einige Elemente von Kia vertraut. Aber es gibt auch mehrere Neuerungen.
Dazu gehört das dreigeteilte, durchgängige Display. Neben dem Fahrerdisplay und dem Infotainment gibt es dazwischen noch eine berührungsempfindliche Anzeige für die Klimatisierung. Diese wird beim Fahren allerdings teilsweise durch das Lenkrad verdeckt.
Unterhalb des Zentralbildschirms befinden sich Sensortasten, die erst beim Einschalten des Autos sichtbar werden. Doch diese sind gewöhnungsbedürftig, da es kein haptisches Feedback gibt und der Bildschirm bisweilen langsam auf die Tasten reagiert.
Der Kia EV9 verfügt über eine automatisierte Routenplanung mit Ladestopps. Allerdings gibt es dazu einige Einschränkungen.
So kann das System auf längeren Strecken nur vier Ladestopps einplanen, so dass die eigentliche Fahrtzeit etwas verkürzt angegeben wird.
Darüber hinaus berücksichtigt das System bei den Ladestopps das voreingestellte Ladelimit. Das kann die Reisezeit unnötig verlängern.
Dabei wirbt Kia damit, mit dem EV9 dank der 800 Volt-Technik sehr schnell laden zu können. Mit einer Ladeleistung von bis zu 210 Kilowatt soll das SUV in 24 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufladen. Das wird durch eine Vorkonditionierung der Batterie unterstützt. Denn der EV6 hat gerade im Winter deutlich langsamer als im Sommer geladen.
Der eigentliche Vorteil des Autos ist das großzügige Raumangebot im Innern. Dazu trägt unter anderem ein Radstand von 3,1 Metern bei.
Für die zweite Sitzreihe bietet Kia drei unterschiedliche Varianten an. Die Basisvariante ist eine Sitzbank für drei Personen.
Diese lässt sich gegen Aufpreis durch zwei Entspannungssitze ersetzen, die elektrisch einstellbar sind.
Sehr praktisch erscheint uns die Möglichkeit, in der zweiten Reihe zwei drehbare Sitze zu installieren. Diese lassen sich um 90 Grad zur Tür hin drehen, was beispielsweise das Befestigen von Kindersitzen oder das Einsteigen von Personen mit eingeschränkter Mobilität erleichtert.
Darüber hinaus lassen sich die Sitze um 180 Grad drehen. Dadurch können die Passagiere im Fond sich gegenüber sitzen.
Ebenfalls praktisch sind die beiden Sitze in der dritten Reihe. Diese lassen sich elektrisch herunter- und hochfahren. Dabei klappt die Nackenstütze automatisch ein.
In der dritten Sitzreihe ist auch für erwachsene Passagiere ausreichend Platz. Für eine angemessene Beinfreiheit lassen sich die Sitze in der zweiten Reihe nach vorne schieben.
Weitere Extras sind digitale Außenspiegel ...
sowie ein digitaler Innenspiegel. Dieser ist allerdings gewöhnungsbedürftig und sollte vor allem dann eingeschaltet werden, wenn die Sicht nach hinten durch Passagiere oder Ladung verdeckt ist.
Auf unserer kurvigen Probefahrt entlang der Côte d'Azur hat uns das Fahrverhalten des EV9 trotz der Größe und des Leergewichts von 2.664 Kilogramm gut gefallen. Der Käufer hat dabei die Wahl zwischen einem Hinterradantrieb mit 150 Kilowatt Motorleistung und einem Allradantrieb mit 283 Kilowatt. Diese beschleunigt das Fahrzeug in 5,3 Sekunden von null auf 100 km/h.
Die Maximalgeschwindigkeit von 200 km/h konnten wir auf der französischen Autobahn wegen des Tempolimits nicht testen. Wenig aussagekräftig war auch der Verbrauch von deutlich unter 20 Kilowattstunden auf der Testfahrt. Kia selbst gibt eine WLTP-Reichweite von 563 Kilometern für den Heckantrieb und 505 Kilometern für die Allradversion an.
Ebenso üppig wie das Raumangebot ist auch der Preis. Das von uns getestete Fahrzeug kostet in der Basisversion 76.490 Euro. Hinzu kommen Extras wie ein Head-up-Display, ein Panoramaglasdach, bessere Sitze, ein Soundsystem und einen externen Stromanschluss. Das treibt den Preis auf 80.560 Euro. Die noch besser ausgestattete GT-Version startet bei 82.380 Euro. Eine Familienkutsche, die sich nur wenige Familien leisten können.