Video: Elektroauto Renault Zoe im Test
Der Renault ist eines der meist verkauften Elektroautos. Wir sind mit dem Kleinwagen nach Schleswig-Holstein gefahren.
Fast lautlos gleitet das Auto durch die sanfte Landschaft Angelns. Hier oben im Norden, kurz vor Dänemark, ist es ruhig. Die Straße ist leer, der Motor schnurrt, aus den Boxen klingt Rock. Wir sind im Elektroauto unterwegs. Wir sind von Hamburg hier heraufgefahren, um den Renault Zoe auf seine Alltagstauglichkeit zu testen.
Schon vor der Abfahrt genießen wir es, mit dem Auto in den Urlaub zu starten. Der Kofferraum fasst unser Gepäck, aber bei einer zweiten großen Reisetasche würde der Platz knapp.
Der Renault Zoe ist eben ein Kleinwagen. Vorne haben zwei Personen gut Platz. Wer größer als 1,80 Meter ist, dürfte allerdings Probleme mit der Kopffreiheit haben. Hinten wird es deutlich enger.
Gut gefällt uns das Bedienkonzept des Autos: Renault hat einen Mittelweg zwischen herkömmlichen Knöpfen und dem Klicken durch Menüs auf dem Touchscreen gewählt. So gibt es links neben dem Lenkrad und in der Mitte Knöpfe für das Aktivieren einiger Assistenzsysteme, das Öffnen von Ladeklappe und Motorhaube oder den Warnblinker. Lüftung und Klimaanlage werden mit konventionellen Drehreglern bedient.
Das Navigationssystem macht einen guten Eindruck. Eine Spracheingabe gibt es nicht. Es wird ganz normal getippt. Das System reagiert schnell auf die Eingaben und zeigt mehrere Routen zum Ziel an.
Der Motor hat einen Anlasser und wird gestartet - statt einfach nur loszufahren. Wird vor dem Aussteigen nicht der Startknopf gedrückt, mäkelt das Auto, der Motor laufe noch, und die Zündung sei noch an.
Das erste, was auffällt, ist der Sound: Der Zoe hat ein akustisches Warnsystem für Fußgänger und Sehbehinderte . Bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h ist deutlich ein Brummen zu hören.
Die Instrumententafel ist dreigeteilt: Links sind der Tachometer sowie die Ladestand- und Reichweitenanzeigen, rechts eine Anzeige, die Auskunft gibt, wie hoch die aktuelle Leistungsaufnahme oder die Rekuperation sind. Der mittlere Bereich lässt sich individuell einrichten: Durch Knöpfe am Lenkrad lässt sich auswählen, ob dort beispielsweise Informationen über die Musik oder das Auto und die aktuelle Fahrt angezeigt werden.
Unpraktisch ist, dass das Infotainmentsystem nicht über das Lenkrad bedient werden kann. Der Griff zum Display, um im Menü durch Musik zu scrollen, lenkt ab.
Das Auto verfügt über einige Assistenzsysteme, darunter ein Tempomat, der aber nur die Geschwindigkeit einhält und nicht als Abstandsregelungstempomat fungiert, sowie einen Einparkassistenten. Hinzu kommt ein zweistufiger Spurhalteassistent. Das System ist auf erkennbare Fahrbahnmarkierungen angewiesen. Sind diese undeutlich oder keine vorhanden, arbeitet es nicht.
Die Erfassung der Markierungen übernimmt eine Kamera. Sie erkennt auch Verkehrsschilder, die Geschwindigkeitsbegrenzungen anzeigen. Das funktioniert die meiste Zeit recht gut. Nur manchmal lässt sich das System verwirren und zeigt keine Geschwindigkeitsbegrenzung oder gar nichts an.
Das Wichtigste aber bei einem Elektroauto ist: Wie sieht es mit der Reichweite aus? Die offizielle Angabe für die von uns getestete Version Z.E.50 mit dem 52-Kilowattstunden-Akku ist 383 Kilometer. Im Display erscheint bei voll geladenem Akku mal 353 Kilometer, mal 402 Kilometer.
Gestartet waren wir in Hamburg bei einem Ladestand von 87 Prozent. Zum ersten Mal geladen haben wir in Eckernförde. Bis dahin war der Ladestand auf 46 Prozent gesunken. Laut Kilometerzähler sind wir 137 Kilometer gefahren, laut Reichweitenanzeige 152. Obwohl der Akku also noch fast halb voll ist, laden wir lieber.
Wir sind in einer knappen Woche 1.100 Kilometer gefahren und haben fünf Mal geladen, davon vier Mal voll oder fast voll.
Ein Grund für den recht geringen Verbrauch war, dass wir den Zoe meist im Eco-Modus gefahren sind. Dabei wird die Leistung gedrosselt, die Höchstgeschwindigkeit ist auf etwa 100 km/h begrenzt. Durch einen Kickdown des Fahrpedals kann die volle Leistung abgerufen werden. Im Normalbetrieb beschleunigt das Auto deutlich stärker und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit, die auf etwa 140 km/h begrenzt ist.
Auf dem Rückweg nach Hamburg wollten wir es dann doch mal wissen: Wir sind ein größeres Stück über die Autobahn im Normalmodus gefahren. Hier zeigte sich der Vorteil des Elektroantriebs: Das Auto beschleunigt gut und ist auch bei Höchstgeschwindigkeit beherrschbar. Allerdings stieg auch der Stromverbrauch signifikant an.
Renault bietet zwei Motorvarianten und Akkugrößen an: mit einem 80 Kilowatt oder einem 100 Kilowatt starken Antrieb sowie mit 41 Kilowattstunden oder 52-Kilowattstunden nutzbarer Akkukapazität. Insgesamt gibt es den Zoe in sechs Ausführungen ab 21.350 Euro. Im Preis nicht enthalten ist der Akku. Den verkauft Renault nicht, sondern vermietet ihn für 74 Euro im Monat bei einer Jahresfahrleistung von 7.500 Kilometern. Werden mehr als 7.500 km im Jahr gefahren, beträgt die Miete 124 Euro.
Den Zoe zu fahren, hat Spaß gemacht. Das Auto liegt gut auf der Straße und ist agil. Als Familienwagen dürfte sich der Zoe weniger eignen. Aber für zwei Personen und deren Gepäck reicht der Platz aus. Reichweitenangst hatten wir im ganzen Testzeitraum nicht. Sowohl die Akkukapazität als auch die gute Ladeinfrastruktur auf unserer Strecke haben dazu beigetragen.
Für uns hat sich das Auto im Stadtverkehr ebenso wie für den Trip in den Norden bewährt. Wir haben es nur ungern zurückgegeben.